Selber fremd

Selber fremd

Samuel Beckett trifft Karl Valentin

Beckett: Katastrophe, Ohio Impromptu / Valentin: Plan "Egg"

 

 

Das Projekt "Selber fremd", entlehnt aus Karl Valentin "Die Fremden", ist gedacht als Geburtstagsgruß von Valentin an Beckett zu dessen 101., oder auch als Geburtstagsgruß von Beckett an Valentin zu dessen 125..

Die geistige Nähe beider Autoren ist etlichen Literaturkritikern ins Auge gestochen, so ist auch dem Valentin-Abend "Weltuntergang/Riesenblödsinn", den Gerd Lohmeyer (zusammen mit Anette Spola 1996 im TamS) auf die Bühne stellte, Beckett-Nähe attestiert worden. Die Idee, beide Autoren an einem Abend aufeinander treffen zu lassen, lag auf der Hand.

 

Was aber haben der hoch gebildete, literarisch auf höchstem Niveau agierende Dubliner Bürgersohn und der proletarische Schreinersohn aus der Münchner Au, der sich als Komiker aus seinem Stande befreite, gemeinsam?

Beide sind leptosome Ritter von der traurigen Gestalt, Urenkel von Don Quichote. Beide begannen ihre Karriere mit äußerster Erfolglosigkeit. Beide waren geistige Geburtshelfer des 20. Jahrhunderts, ohne sie sähe es heute in der Kunst ärmer aus. In clownesker Verzweiflung über das Sagbare und Unsagbare spähten sie Situationen am Rande der Gesellschaft aus, schifften illusionslos in den Fahrwassern der Tiefenpsychologie und Sprachkritik an den Rändern des Nichts, und da mit unterschiedlichen Zielen: Der eine lebte davon, mit seiner nackten Weltsicht die Leute zum Lachen zu bringen, der andere schuf lupenreine Gebilde aus Sprache und Theater. Würde man ihre trockenen Witze austauschen, nur Kenner merkten den Autor.

 

Zwei getrennte Vorstellungen finden an einem Abend statt. Samuel Beckett "Katastrophe, Ohio Impromptu" und Karl Valentin "Plan 'Egg'", eine Collage:

 

In Becketts "Katastrophe" formt ein absolutistischer Regisseur mit Hilfe seiner Assistentin das wahre Menschenbild. Beginn 20 Uhr 03 ohne Gewähr

In "Ohio Impromptu" verarbeitet Beckett in minimalistischer Spielweise das Doppelgänger-Motiv mit der Frage, was bleibt im Tod? Erinnerung? Beginn 21 Uhr 38 ohne Gewähr.

Um 20 Uhr 24 ohne Gewähr beginnt die Collage aus Texten Karl Valentins: Plan "Egg". Auf der Bühne sehen wir Würfel, geplant war egg. Dort leben Wesen nach festen Regeln und Zeitplänen. Sie lieben sich, sind mit den Nerven fertig, musizieren, leiden unter Schlaflosigkeit, sind gehorsam und un-, fast wie normale Menschen. Zu Gehör gelangen "Der Notenwart", "Ententraum", "Orchesterprobe", "Vergesslich" u.v.m.


Regie, Idee, Konzept Gerd Lohmeyer Geschäftsführung und Produktionsleitung Thomas Kollhoff Bühne Bernhard Gross Kostüme Martina Bieräugel Klanggestaltung Christofer Varner Licht Björn Gerum Maske die maske/münchen

 

Mit Adolf Adam, Wolfgang Bauschmid, Julia Breun, Marisa Burger, Johannes Herrschmann, Thomas Kollhoff, Monika Manz, Gerhard Wittmann


Premiere 01.03.2007

Dernière 25.03.2007


"Skurril und weltentrückt - absurdes Theater hoch zwei: Valentin-Beckett-Collage im Münchner Metropol.

In eine triste Endzeitstimmung tauchte Lohmeyer diesen wundersamen Beckett-Valentin-Verschnitt mit vielen pfiffigen Regieideen, indem er Valentins Skurrilität nicht zu imitieren versuchte, sondern die Bedrohung des Menschen durch die Banalitäten des Alltags bestens in beklemmende Bilder packte. ... Köstlich." (Passauer Neue Presse)

 

"Auf der Aiger Wortwand: Eine zart hingeschnörkelte Beckett-Valentin-Collage (...)  wunderbar poetische Momente (...) Vor allem die „Katastrophe“ betitelte Szene, die den Abend vielversprechend eröffnet, erweist sich als herrlich sinnreicher Unsinn..." (tz)


Mit freundlicher Unterstützung des Bezirksausschusses 12 Schwabing Freimann und der Kulturstiftung der Stadtsparkasse München 

 

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