Die Wahrheiten
von Lutz Hübner und Sarah Nemitz
Jana und Erik beenden ihre 17-jährige Freundschaft zu Sonja und Bruno per SMS und mit sofortiger Wirkung. Es möge bitte keine Nachfragen geben, man wolle die Entscheidung nicht weiter diskutieren.
Nach den ersten Momenten der Fassungslosigkeit und Wut, beginnen Sonja und Bruno nach den möglichen Gründen zu suchen: Während Sonja Sorge hat, sie könnte Jana mit einem ihr kürzlich anvertrauten Geheimnis überfordert haben, ist sich Bruno sicher, man solle abgelegt werden, weil man nach Jahren der Unterstützung nun nicht mehr gebraucht werde.
Erik hört unterdessen gerade von Jana, wie Bruno sie einst auf einem von ihr geleiteten Coachingseminar für Führungskräfte schutzlos im Stich gelassen hat.
In der sich nun schlagartig in Gang setzenden Kommunikationslawine, die mal humorvoll, mal knallhart über die Protagonisten und uns rollt, erfahren wir nach und nach, jeweils aus Sicht des Erzählenden, von immer mehr Ereignissen und Zusammenhängen, die die Freundschaft der beiden Paare jahrelang und oftmals ohne Wissen der Beteiligten bestimmt und nun zum endgültigen Bruch geführt haben.
Nie sind Hübners und Nemitz' Figuren dabei pari in ihrem Wissensstand, stets weiß der eine schon oder noch mehr als der andere, so dass für jeden die „Wahrheit“ hinter ein und dem selben Geschehnis eine andere ist.
Immer weiter entblättern sich diese Wahrheiten, die bisher aus Angst vor den Konsequenzen oder aus Rücksichtnahme auf den anderen verschwiegen oder nur unvollständig ausgesprochen wurden, und offenbaren dabei schonungslos, wie fragil, ungleich und starr das Gefüge zwischen den Geschlechtern in Freundschaften und in Beziehungen immer noch ist.
Machtmissbrauch, Grenzüberschreitungen, Vertrauensverlust, viel zu langes Schweigen - am Ende stehen große Themen unserer Zeit im Raum.
Und alles ist anders.
Regie Jochen Schölch Bühne Thomas Flach Kostüme Cornelia Petz Licht Hans-Peter Boden Dramaturgie Katharina Schöfl Bühnenbau Alexander Ketterer Bühnenmalerei Renata Messing Maske Katinka Wischnewski Regieassistenz Domagoj Maslov Regieshospitanz Jule Schmidt Kostümassistenz Johanna Platz
Mit Michele Cuciuffo, Katharina Müller-Elmau, Mara Widmann, Bijan Zamani
Bisher spielte in dieser Produktion auch Leo Reisinger
Vorstellungsdauer ca. 1 Std. 50 Min. (keine Pause)
"Es ist ein Vier-Personen-Kammerspiel, 100 Minuten Dialoge, stets nur zwischen zwei Figuren. Am Ende liegt ziemlich viel in Schutt und Asche, Auslöser ist eine Kurznachricht, bekanntlich ja der Sargnagel der Kommunikation. (...) Die einzelnen Rollen hat Jochen Schölch hervorragend besetzt (...) Tempo, Timing, Tonfall - wie allerfeinste Zahnrädchen greifen sie an diesem Abend ineinander. Der Zuschauer fühlt sich fast wie ein Voyeur, so alltagsabgeschaut werden die Gespräche auf der Bühne geführt. (...) Ohne Frage: Es sind intensive 100 Minuten, keinen Moment verliert sich die Spannung auf der Bühne. Und gerade der vollbesetzte Saal tut das Übrige: Der Funke von der Bühne zum Publikum kann überspringen." (Süddeutsche Zeitung)
"Die Inszenierung von Jochen Schölch ist atemberaubendes, weil kompromisslos dem Ensemble maßgeschneidertes Schauspielertheater. Mit den beiden Ex-Resi-Mitgliedern Katharina Müller-Elmau und Michele Cuciuffo als das wohlhabende Neospießer-Pärchen Sonja und Bruno sowie die immer wieder beeindruckende Mara Widman als depressive Psychologin Jana und der fein spielende Leo Reisinger als ihr liebevoller Ehemann Erik, der immer alles richtig machen will und damit die schlimmstmögliche Wendung herbeiführt, ist in aller Zivilisiertheit der Figuren ein höllisches Quartett entstanden." (Abendzeitung)
Produktion und Veranstalter: GbR Flach u.a. "Die Wahrheiten"
Aufführungsrechte: HARTMANN & STAUFFACHER GmbH, Verlag für Bühne, Film, Funk und Fernsehen, Köln
Steuernummer Finanzamt München 143/518/ 91166
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