Schwester von
von Lot Vekemans
Deutsch von Eva Maria Pieper
Ein irritierender Titel: „Schwester von“. Wer ist diese Schwester? Und von wem ist sie die Schwester? Lot Vekemans wirft uns unwissend mitten ins Geschehen. Allmählich wird klar: Es ist Ismene, Tochter des Ödipus und jüngere Schwester der Antigone. Vekemans stellt sie ins alleinige Zentrum des Geschehens. Tausende von Jahren hat Ismene gewartet, ausgeharrt zwischen Leben und Tod; hat gehadert, mit sich, ihrer Familie, dem heldenhaften Handeln der Schwester und dem eigenen Nicht-Handeln.
Nun, vor uns Zuhörern, spricht sie und erzählt endlich ihre Version der Familiengeschichte, sucht nach Erklärungen und Identität. Sucht auch nach Vergebung. Wie entfesselt redet sie sich alles von der Seele: den Irrsinn der Familientragödie, ihr ewiges Schattendasein als „kleine Schwester“, die Liebe und Bewunderung für und den gleichzeitigen Hass auf die überlebensgroße, furchtlose Antigone, die sich aller Todesgefahr zum Trotz den Befehlen Kreons widersetzte, um den geliebten Bruder zu bestatten; Ismene erklärt, eifert, bewundert, bereut, zürnt, klagt an, rechtfertigt sich und ihr Verhalten.
In einem fulminanten Sog setzt sie sich mit der Vergangenheit und der eigenen, oftmals allzu passiven Rolle darin auseinander, stellt die getroffenen Entscheidungen auf den Prüfstand und verlangt nach ihrem Platz in der Geschichte, erst verhalten, fast resigniert, zunehmend aber mutiger und entschlossener. Wir spüren – hier will jemand die Dinge geraderücken, muss zurückblicken, um endlich den letzten, erlösenden Schritt nach vorne gehen zu können. Und wir sehen, dass auch bloßes Überleben, ein Ausharren und Aushalten im Stillen, ein Kraftakt sein können.
Ein Abend, der die bekannte antike Tragödie aus einer neuen, individuellen Perspektive beleuchtet und dabei die großen Themen des Lebens - Liebe, Hass, Stärke, Schwäche, Mut und Furcht – verhandelt.
Regie Domagoj Maslov Kostüme Cornelia Petz Licht Philipp Kolb Komposition Benedikt Zimmermann Studiomusiker Lukas Roth, Katja Schild, Benedikt Zimmermann Dramaturgie Katharina Schöfl Bühnenbau Alexander Ketterer, Philipp Kolb
Mit Sophie Rogall
Premiere 20.11.2019
Dernière 13.12.2019
"Wie in dieser erst zweiten Metropol-Regie Maslov und seine wunderbare Interpretin Sprache emotional gestalten - ein Erlebnis." (Münchner Merkur)
"Umso sehenswerter ist die eine Stunde, die die Tänzerin und Schauspielerin Sophie Rogall und ihr Regisseur Domagoj Maslov ins Café des Metropoltheaters zaubern. Ihnen gelingt tatsächlich ein schwebender Zustand über alle Epochen hinweg und ein intensives Bild einer Frau, die sich noch im Tod zu kurz gekommen fühlt." (Abendzeitung)
Produktion und Veranstalter: Metropoltheater gGmbH
Aufführungsrechte: Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs-GmbH, Berlin, www.kiepenheuer-medien.de
Bildergalerie