Dogville
von Lars von Trier
Deutsch von Maja Zade
Dogville ist ein verträumter kleiner Ort am Fuße der Berge. Abgeschottet von der Außenwelt leben seine Einwohner in Eintracht und Zufriedenheit. Doch darf die Seele nicht einrosten. Zur täglichen Beobachtung und Pflege derselben fühlt sich Tom, der poetische Denker des Städtchens, berufen. Im Gestus des Predigers lässt er die Grundtugenden des mitmenschlichen Umgangs in Dogville nicht in Vergessenheit geraten. Doch lehrt er nicht in Gleichnissen, sondern im Sinne der Aufklärung in Beispielen und Beweisen. Für die neueste Seelenübung erscheint zu Toms großem Glück ein trefflicher Beweis in der Stadt, der von den Bewohnern noch geführt werden muss. Grace, eine fremde Flüchtige in engelsgleicher Gestalt, soll Dogville die moralische Fertigkeit des Annehmen-Könnens lehren. In zweierlei Hinsicht allerdings: Sie sollen sich als menschlich und großmütig erweisen, indem sie trotz der Gefahr für ihr Städtchen Grace Zuflucht vor ihren Verfolgern gewähren. Vor allem sollen sich die einfältigen und puritanischen Bewohner jedoch ihrer schlummernden Bedürfnisse und Träume annehmen. Graces Liebenswürdigkeit vermag es auch tatsächlich, Dogville wieder zu beseelen. Doch entfesselt die erwachte Lebensgier bald ungekannte, verderbliche Kräfte. Zwangsläufig öffnen sich mit der Seele auch deren Abgründe. Grace wird zum Opfer von Gelüsten und Gemeinheiten der Bewohner. Das gottverlassene Dogville wird zu einem bodenlosen Sezierspiel menschlichen Verhaltens und entblößt die unheilvolle Wirkung von Macht.
Mit diesem Spiel um Moral und Moralisten hat der dänische Filmregisseur Lars von Trier das Theater konsequent in den Film überführt und gezeigt, welche faszinierende Intensität unsichtbare Wände und kaukasische Kreidekreise entwickeln können. Diese minimalistische Ästhetik ist es gerade, die nach einer sinnlich-poetischen Umsetzung im Metropoltheater verlangt.
Regie Jochen Schölch Ausstattung Christl Wein Licht Peter Platz
Mit Peri Baumeister, Marius Borghoff, Claudia Carus, Nahuel Häfliger, Rudi Hindenburg, Josephine Köhler, Philipp Lind, Matthias Renger, Sophie Rogall, Lea Woitack
Harmonium Friedrich Rauchbauer
Premiere 19.04.2007
Dernière 23.01.2010
"Ein Szenario, wie erfunden für Schölch, den, wenn es darum geht, aus nichts alles zu machen, fantasiebegabtesten unter Münchens Regisseuren. Mit Dogville sorgt er für pures Theaterglück." (Münchner Merkur)
"Ein inszenatorischer Wurf, der das Publikum zwei pausenlose Stunden atemlos ins Spiel bannt - und den Regisseur einmal mehr als große Begabung, als Theater-Magier ausweist. Und als einen Meister der Schauspielerführung (…)." (tz)
"Wir sehen schönes perfekt schnurrendes Wunderkistentheater zu Harmoniumklängen. (…) Die Inszenierung gewinnt eine beklemmende Intensität, entwickelt sich zu einem großen, fesselnden Theaterabend." (Süddeutsche Zeitung)
Eine Koproduktion mit der Theaterakademie August Everding/Hochschule für Musik und Theater München
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